Nachdem die Covid-19 Pandemie auch Österreich erreicht hat, nach vielen Einschränkungen im gesellschaftlichen Leben und langem Bangen ist es nun endlich fix: Klagenfurts Freilufttheater zeigt im kommenden Sommer Peter Limburgs Komödie PIRANHAS IM WASSERBETT.
Anbei finden Sie zusammengefasst, was wir in den vergangenen Monaten unternommen haben und einen Ausblick, was wir nun vorhaben.
Chronologie:
Die meisten Vorbereitungen wie Verhandlungen mit dem Verlag, Künstlerverträge, Einreichungen für öffentliche Drittmittel, Akquise privater Drittmittel, Reservierung der Locations etc. wurden bereits im vergangenen Jahr erledigt. Auch ein Regiekonzept wurde erarbeitet. Mit dem Online-Kartenvorverkauf, der so gut wie noch nie angelaufen ist, wurde Mitte Dezember begonnen. Die Premiere war für 25.06., Probenstart für 04.05.2020 angesetzt.
Mit dem Lockdown kam natürlich die Verunsicherung, wie es weitergehen wird. Nachdem die Bundesregierung am Montag, den 06. April 2020 bekanntgegeben hat, dass Veranstaltungen mit Publikum bis Ende Juni verboten bleiben, haben wir unsere Premiere auf den 07.07.2020 verlegt. Insgesamt mussten elf Vorstellungen verschoben werden. Der Kartenvorverkauf kam aus nachvollziehbaren Gründen auch völlig zum Erliegen.
Im Bewusstsein, dass wir als Freiluftveranstalter, der auch keine fixen Tribünenaufbauten hat, sondern die Spielstätte individuell gestalten kann, mehrere Möglichkeiten als etwa klassische Indoor-Bühnen haben, begannen wir, unser Konzept zu überdenken und alternativ-Szenarien durchzuspielen. Uns war auch klar, dass wir – wenn Veranstaltungen erlaubt werden würden – Abstandsregeln einhalten werden müssen und dadurch weniger Plätze anbieten können und somit wesentlich weniger Einnahmen durch den Spielbetrieb erzielen werden.
Allerdings wollten wir unsere Veranstaltung nicht vorschnell absagen, weil wir alle spielen wollen und absolut bereit waren und sind, unter strikter Einhaltung aller notwenigen Sicherheitsvorkehrungen unserer Profession nachzugehen um unserem Publikum gerade in Zeiten wie diesen den Zugang zum Theater zu ermöglichen. Darüber hinaus wollten wir nicht die Hoffnung aufgegeben, dass der THEATER SOMMER KLAGENFURT seiner Verantwortung als Arbeitgeber nachkommen und aufrechte Verträge mit MitarbeiterInnen sowie Kooperationspartner erfüllen kann.
Die Pressekonferenz mit Kulturminister Werner Kogler und der Kunststaatssekretärin Ulrike Lunacek am 17.04.2020 warf bei mir mehr Fragen auf als es Antworten gab. Seit 05. Mai stand ich auch in Mail-Kontakt mit dem Kulturministerium. Dabei habe ich konkrete Möglichkeiten erörtert, wie wir im Innenhof des Stadthauses Klagenfurt Theater spielen können und gleichzeitig ein Ansteckungsrisiko so gering wie möglich halten können. Auf all diese Überlegungen können wir nun aufbauen und mit den konkreten Vorbereitungen beginnen.
Die am 25.05.2020 präsentierten Lockerungen für Veranstaltungen begrüßen wir und erachten diese auch – besonders bei Freiluftveranstaltungen, als vernünftig. Eine Maskenpflicht sowie ein Abstand von einem Meter selbst zwischen in einem Haushalt lebenden Personen während den Vorstellungen (auch bei Freiluftveranstaltungen), wie es noch in der Woche vor der Präsentation der Lockerungen diskutiert wurde, wäre für mich ein Kriterium gewesen, heuer nicht zu spielen. Wir sind froh, dass wir so lange zugewartet haben, nun eine Perspektive haben und wir hoffen, dass viele Menschen den Weg RAUS INS THEATER, REIN IN DIE NORMALITÄT wählen werden!
Status Quo:
Wir spielen! Alles wird etwas anders und doch ein bisschen fast so wie früher – als die Normalität einfach nur normal war und nicht in alt und neu kategorisiert werden musste. Zur Gewährung der Sicherheit unserer Gäste und MitarbeiterInnen haben wir uns so einiges einfallen lassen.
Wir sind stolz, dass es uns als einem von ganz wenigen Sommertheatern in Österreich gelingt, unser Programm durchzuziehen. Durch viele große und dutzende kleine Einsparungen, etliche Eigenleistungen, die Unterstützung zahlreicher FreundInnen des THEATER SOMMER KLAGENFURT und ein hohes Maß an Kreativität haben wir ein Konzept erarbeitet, die Produktion dennoch in gewohnt hoher künstlerischer Qualität zu realisieren. Besonderer Dank gilt all unseren Sponsoren und Partnern, die uns durch die Krise begleiten. Viele unterstützen uns zudem mit Extra-Sachleistungen, was wiederum unser Budget entlastet.
Wir haben uns auch bewusst entschieden, die Kartenpreise nicht zu erhöhen, weil nicht nur wir Kulturschaffende, sondern leider ganz viele Menschen unterschiedlichster Branchen von Einkommensverlusten betroffen sind. Auch die BITTWOCH Initiative wird es heuer natürlich wieder geben – an ausgewählten Tagen können Geschenke gegen Eintrittskarten getauscht werden. Also steht der Zugang zu unseren Kulturveranstaltungen auch wirklich allen Menschen offen.
Im Focus unserer Planung stand, dass unsere Gäste nichts von den Einsparungen merken und den Theaterabend wie gewohnt bei uns genießen können. Größere Budgetposten die heuer dem Sparstift zum Opfer fielen sind etwa Tribünenaufbauten, Kosten für Plakatierung (und warum dann doch Plakate und sogar noch mehr als sonst hängen werden, ist so eine schöne Geschichte, dass ich Sie Ihnen in einem eigenen Blog erzählen werde), Unterbringungskosten für MitarbeiterInnen (alle konnten – im Einverständnis – privat untergebracht werden, was zwar nett und lustig sein kann, aber eben nicht den Regularien professionellen Arbeitens entspricht), Mieten für Proberäume, Technik und leider auch Personal. Mit Wehmut stellen wir fest, dass die Einsparungen vorwiegend lokale Unternehmen und Personen treffen, die mit uns seit vielen Jahren zusammenarbeiten und teilweise um ihre Existenz kämpfen. Die organisatorische Arbeit wird fast zur Gänze ehrenamtlich durchgeführt.
Was bleibt ist die Leidenschaft und Überzeugung, gerade in Zeiten wie diesen eine verdammt gute Komödie zu zeigen, ein angespanntes Budget und die Hoffnung, dass sich genug Menschen ins Theater „trauen“. So sehr wir es lieben, für unser Publikum zu spielen, so sehr wir fürs Theater brennen, muss angemerkt sein, dass professionelle, freie Theaterarbeit unter diesen Umständen auf längere Sicht nicht möglich sein wird.
In den letzten Monaten habe ich mir viele Gedanken gemacht. Durch die mediale Berichterstattung und viele Kommentare stellte sich auch mir die Frage – wie systemrelevant ist Kultur – insbesondere Theater – denn nun wirklich? 2012 habe ich den Kulturbegriff des THEATER SOMMER KLAGENFURT definiert. Tut gut, ihn wieder zu lesen.
Also seien Sie sich bewußt: so einmalig wie heuer wird Sommertheater nie wieder. Trauen Sie sich!
Wilhelm Prainsack